Antje Sauermann

Impact of the type of referring expression on the acquisition of word order variation

ISBN: 978-3-86956-330-5
272 Seiten
Erscheinungsjahr 2016

Reihe: Spektrum Patholinguistik - Schriften , 9

15,00 

Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde der Einfluss des referierenden Ausdrucks auf den Erwerb von Wortstellungsvariationen bei deutschsprachigen Vorschulkindern untersucht. Eine zentrale Fragestellung im Spracherwerb betrifft die Asymmetrie zwischen Produktion und Verständnis. Diese Asymmetrie ist dadurch gekennzeichnet, dass sechsjährige Kinder oft Schwierigkeiten haben, Sätze in der nicht-kanonischen Wortstellung, z.B. „Den Affen fängt die Kuh.“, zu verstehen (z.B., Dittmar et al., 2008), obwohl bereits Dreijährige nicht-kanonische Sätze produzieren können (z.B., Poeppel & Wexler, 1993; Weissenborn, 1990). Um diese Asymmetrie zu untersuchen wurde in der Dissertation die Produktion und das Verständnis von nicht-kanonischen Sätzen betrachtet.
In drei Korpusstudien wurde der Einfluss von Vorerwähntheit, Topikstatus und Wahl des referierenden Ausdrucks auf die Wortstellung in der Spontansprache von Zwei- bis Vierjährigen und in der kind-gerichteten Sprache ihre Mütter analysiert. Es wurde die Position des direkten Objektes in ditransitiven Sätzen untersucht, d.h., Sätze in denen das direkte Objekt vor oder nach dem indirekten Objekt in den satzmedialen Positionen stand, und Sätze in denen es in der satzinitialen Position stand. Die Ergebnisse zeigen ähnlich Abfolgemuster in der Satzproduktion der Kindern und Erwachsenen. Die Position des direkten Objektes, vor allem in den satzmedialen Positionen, war zu einem großen Teil durch die Wahl des referierenden Ausdrucks vorhersagbar. Informationsstrukturelle Faktoren (z.B. Topikstatus) hingegen beeinflussten – unabhängig vom Einfluss des referierenden Ausdrucks – nur die Wortstellung in der satzinitialen Position.
Zwei Verständnisexperimente wurden durchgeführt um den Einfluss des referierenden Ausdrucks und des Topikstatuses auf das Verständnis von nicht-kanonischen transitiven Sätzen zu untersuchen. Im ersten Experiment wurde der Topikstatus eines der beiden Satzargumente durch einen vorherigen Kontext modifiziert. Im zweiten Experiment wurde zusätzlich der referierende Ausdruck modifiziert, d.h. das Topik wurde entweder durch eine lexikalische Nominalphrase (NP) oder ein Personalpronomen realisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass vier- und fünfjährige Kinder Sätze in der nichtkanonischen Wortstellung besser verstehen konnten, wenn das Topik als Personalpronomen realisiert wurde, unabhängig von der grammatischen Rolle des Topiks. Das Satzverständnis war jedoch nicht verbessert, wenn das Topik als lexikalische NP realisiert wurde.
Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse der Produktions- und Verständnisstudien, dass der referierende Ausdruck als Hinweis auf die Wortstellung und auf den Informationsstatus der Argumente des Satzes von den Kindern genutzt werden kann. Sie unterstreichen somit die Bedeutung der Wahl des referierenden Ausdrucks auf den Erwerb von Wortstellungsvariation und zeigen, dass die Asymmetrie zwischen Produktion und Verständnis an Bedeutung verliert, wenn der referierende Ausdruck einbezogen wird.

Im Rahmen der vorliegenden Dissertation wurde der Einfluss des referierenden Ausdrucks auf den Erwerb von Wortstellungsvariationen bei deutschsprachigen Vorschulkindern untersucht. Eine zentrale Fragestellung im Spracherwerb betrifft die Asymmetrie zwischen Produktion und Verständnis. Diese Asymmetrie ist dadurch gekennzeichnet, dass sechsjährige Kinder oft Schwierigkeiten haben, Sätze in der nicht-kanonischen Wortstellung, z.B. „Den Affen fängt die Kuh.“, zu verstehen (z.B., Dittmar et al., 2008), obwohl bereits Dreijährige nicht-kanonische Sätze produzieren können (z.B., Poeppel & Wexler, 1993; Weissenborn, 1990). Um diese Asymmetrie zu untersuchen wurde in der Dissertation die Produktion und das Verständnis von nicht-kanonischen Sätzen betrachtet.
In drei Korpusstudien wurde der Einfluss von Vorerwähntheit, Topikstatus und Wahl des referierenden Ausdrucks auf die Wortstellung in der Spontansprache von Zwei- bis Vierjährigen und in der kind-gerichteten Sprache ihre Mütter analysiert. Es wurde die Position des direkten Objektes in ditransitiven Sätzen untersucht, d.h., Sätze in denen das direkte Objekt vor oder nach dem indirekten Objekt in den satzmedialen Positionen stand, und Sätze in denen es in der satzinitialen Position stand. Die Ergebnisse zeigen ähnlich Abfolgemuster in der Satzproduktion der Kindern und Erwachsenen. Die Position des direkten Objektes, vor allem in den satzmedialen Positionen, war zu einem großen Teil durch die Wahl des referierenden Ausdrucks vorhersagbar. Informationsstrukturelle Faktoren (z.B. Topikstatus) hingegen beeinflussten – unabhängig vom Einfluss des referierenden Ausdrucks – nur die Wortstellung in der satzinitialen Position.
Zwei Verständnisexperimente wurden durchgeführt um den Einfluss des referierenden Ausdrucks und des Topikstatuses auf das Verständnis von nicht-kanonischen transitiven Sätzen zu untersuchen. Im ersten Experiment wurde der Topikstatus eines der beiden Satzargumente durch einen vorherigen Kontext modifiziert. Im zweiten Experiment wurde zusätzlich der referierende Ausdruck modifiziert, d.h. das Topik wurde entweder durch eine lexikalische Nominalphrase (NP) oder ein Personalpronomen realisiert. Die Ergebnisse zeigen, dass vier- und fünfjährige Kinder Sätze in der nichtkanonischen Wortstellung besser verstehen konnten, wenn das Topik als Personalpronomen realisiert wurde, unabhängig von der grammatischen Rolle des Topiks. Das Satzverständnis war jedoch nicht verbessert, wenn das Topik als lexikalische NP realisiert wurde.
Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse der Produktions- und Verständnisstudien, dass der referierende Ausdruck als Hinweis auf die Wortstellung und auf den Informationsstatus der Argumente des Satzes von den Kindern genutzt werden kann. Sie unterstreichen somit die Bedeutung der Wahl des referierenden Ausdrucks auf den Erwerb von Wortstellungsvariation und zeigen, dass die Asymmetrie zwischen Produktion und Verständnis an Bedeutung verliert, wenn der referierende Ausdruck einbezogen wird.