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Lorenz K. Hegeler

Deutsch-jüdischer Parnaß und die Aushandlungen deutscher Jüdischkeit im Fin de Siècle

Die Kunstwart-Debatte 1912



ISBN: 978-3-86956-572-9
Release year 2024

Series: Pri ha-Pardes , 15

„Wir Juden verwalten den geistigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und die Fähigkeit dazu abspricht.“ In diesem Satz kulminiert der Aufsatz „Deutsch-jüdischer Parnaß“, den der jüdische Verfasser Moritz Goldstein 1912 in der nationalkonservativen Kunst- und Kulturzeitschrift Der Kunstwart publizieren lässt.

In seiner Abhandlung durchleuchtet Goldstein das kulturelle Leben und Schaffen seiner jüdischen wie nichtjüdischen Zeitgenossen und ihre gesellschaftlichen Begegnungsorte. Er prangert eine vermeintliche Passivität jüdisch-deutscher Künstlerinnen und Künstler an, die sich in einem administrativen Akt mit deutscher Kultur beschäftigten, aber nicht selbst kreativ seien. In gleicher Manier kommt auch seine Kritik an den nichtjüdischen Deutschen daher, denen er vorwirft, Jüdinnen und Juden ihre kulturelle Schaffenskraft und Deutschheit abzusprechen. Sie sähen Jüdinnen und Juden trotz aller Bemühungen und Gefühle als „ganz undeutsch.“ Aus diesem attestierten Distanzverhältnis beider Gruppen fordert er selbstbewusst die Dissimilation und die Errichtung einer eigenen jüdischen Kulturlandschaft.

Goldstein evoziert mit seinem Text am Vorabend des Ersten Weltkrieges eine Debatte innerhalb kulturkonservativer deutscher Kreise, in der renommierte Autoren ihre Ansichten über Jüdischkeit und Deutschheit preisgeben. Unter ihnen befinden sich der Kunstwart-Herausgeber Ferdinand Avenarius, der Lyriker Ernst Lissauer, der völkische Schriftsteller Philipp Stauff, der Zionist Ludwig Strauss und Jakob Loewenberg, Mitglied im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Moritz Goldsteins „Deutsch-jüdischer Parnaß“ stößt eine Debatte an, die zur Blaupause wird für das Verhältnis von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen im ausgehenden Kaiserreich und für einen langen Nachhall in der deutsch-jüdischen Geschichte sorgt.

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„Wir Juden verwalten den geistigen Besitz eines Volkes, das uns die Berechtigung und die Fähigkeit dazu abspricht.“ In diesem Satz kulminiert der Aufsatz „Deutsch-jüdischer Parnaß“, den der jüdische Verfasser Moritz Goldstein 1912 in der nationalkonservativen Kunst- und Kulturzeitschrift Der Kunstwart publizieren lässt.

In seiner Abhandlung durchleuchtet Goldstein das kulturelle Leben und Schaffen seiner jüdischen wie nichtjüdischen Zeitgenossen und ihre gesellschaftlichen Begegnungsorte. Er prangert eine vermeintliche Passivität jüdisch-deutscher Künstlerinnen und Künstler an, die sich in einem administrativen Akt mit deutscher Kultur beschäftigten, aber nicht selbst kreativ seien. In gleicher Manier kommt auch seine Kritik an den nichtjüdischen Deutschen daher, denen er vorwirft, Jüdinnen und Juden ihre kulturelle Schaffenskraft und Deutschheit abzusprechen. Sie sähen Jüdinnen und Juden trotz aller Bemühungen und Gefühle als „ganz undeutsch.“ Aus diesem attestierten Distanzverhältnis beider Gruppen fordert er selbstbewusst die Dissimilation und die Errichtung einer eigenen jüdischen Kulturlandschaft.

Goldstein evoziert mit seinem Text am Vorabend des Ersten Weltkrieges eine Debatte innerhalb kulturkonservativer deutscher Kreise, in der renommierte Autoren ihre Ansichten über Jüdischkeit und Deutschheit preisgeben. Unter ihnen befinden sich der Kunstwart-Herausgeber Ferdinand Avenarius, der Lyriker Ernst Lissauer, der völkische Schriftsteller Philipp Stauff, der Zionist Ludwig Strauss und Jakob Loewenberg, Mitglied im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. Moritz Goldsteins „Deutsch-jüdischer Parnaß“ stößt eine Debatte an, die zur Blaupause wird für das Verhältnis von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen im ausgehenden Kaiserreich und für einen langen Nachhall in der deutsch-jüdischen Geschichte sorgt.