Meike Aissen-Crewett

Rezeption als ästhetische Erfahrung

Lehren aus der literaturwissenschaftlichen Rezeptionsästhetik für die Bildende Kunst



ISBN: 978-3-935024-83-9
221 Seiten
Erscheinungsjahr 2007

Reihe: Aisthesis, Paideia, Therapeia: Potsdamer Beiträge zur ästhetischen Theorie, Bildung und Therapie , 3

8,00 

Aus dem Vorwort:
Noch immer führt der Betrachter in der Ästhetik der Bildenden Kunst eher ein Schattendasein. Der Paradigmenwechsel, wie er in der Literaturwissenschaft seit Ende der 1960er Jahre vor allem durch die Konstanzer Schule hin zur Interaktion zwischen Rezipient und Kunstwerk vollzogen worden war, ist in dieser Form im Bereich der Bildenden Kunst trotz sich mehrender Ansätze und trotz der ständigen Rede von der ästhetischen Erfahrung noch nicht vollzogen. Noch scheint dem Rezipienten, der die eigentliche Leistung des Auslegens und Verstehens vollbringt, eine viel zu geringe Beachtung geschenkt zu werden, beschäftigt sich doch die Kunstwissenschaft bislang weitgehend ausschließlich mit den beiden Auslegungsfaktoren Künstler und Kunstwerk. Als Komplement zur traditionellen Kunstgeschichte, die sich mit den Künstlern, ihren Kunstwerken und den Epochenstilen befaßt, steht noch immer eine Kunstgeschichte aus, die die Trias von Künstler, Kunstwerk, Betrachter in ihr Recht einsetzen würde.
Angesichts der weitgehend ungeklärten Bedeutung der ästhetischen Erfahrung im kunstwissenschaftlichen Bereich was merkwürdig mit der Tatsache kontrastiert, daß die ästhetische Erfahrung zu einem inflationär gebrauchten Begriff geworden ist, erscheint es mir angebracht, den Versuch zu unternehmen, die literaturwissenschaftliche Rezeptionsästhetik für den Bereich der Bildenden Kunst fruchtbar zu machen. Die literaturwissenschaftliche Rezeptionsästhetik hat deutlich gemacht, daß die Rezeption einen Akt der Konkretisation des Kunstwerks durch den Rezipienten zum ästhetischen Objektdarstellt. Erst in der Konkretisation des Kunstwerks zum ästhetischen Objekt durch den Rezipienten kann ästhetische Erfahrung entstehen. Diese Erkenntnis ist in erster Linie der phänomenologischen Ästhetik von Roman Ingarden und Mikel Dufrenne sowie der Konstanzer Schule von Wolfgang lser und Hans Robert Jauß sowie ihren Schülern und anderen (Hans Ulrich Gumbrecht, Karlheinz Stierte, Rudolf Grimminger und Günter Waldmann) zu danken. Darüber hinaus hat Roland Barthes auf eine im Kontext der ästhetischen Erfahrung wichtige Komponente aufmerksam gemacht: die Lustfunktion bei der Rezeption eines Kunstwerks.
Die vorliegende Untersuchung versteht sich als ein Anfang. Hiermit soll zunächst einmal die Ausgangsbasis, das Diskussionsniveau, die Basis erarbeitet werden, auf der für den Bereich der Bildenden Kunst eine Rezeptionsästhetik überhaupt erst entwickelt werden kann. So stellt die vorliegende Arbeit einen Baustein zu einem im Entstehen begriffenen umfassenderen Gebäude einer Rezeptionsästhetik der Bildenden Kunst dar, an der ich derzeit arbeite.
Meike Aissen-Crewett

Aus dem Vorwort:
Noch immer führt der Betrachter in der Ästhetik der Bildenden Kunst eher ein Schattendasein. Der Paradigmenwechsel, wie er in der Literaturwissenschaft seit Ende der 1960er Jahre vor allem durch die Konstanzer Schule hin zur Interaktion zwischen Rezipient und Kunstwerk vollzogen worden war, ist in dieser Form im Bereich der Bildenden Kunst trotz sich mehrender Ansätze und trotz der ständigen Rede von der ästhetischen Erfahrung noch nicht vollzogen. Noch scheint dem Rezipienten, der die eigentliche Leistung des Auslegens und Verstehens vollbringt, eine viel zu geringe Beachtung geschenkt zu werden, beschäftigt sich doch die Kunstwissenschaft bislang weitgehend ausschließlich mit den beiden Auslegungsfaktoren Künstler und Kunstwerk. Als Komplement zur traditionellen Kunstgeschichte, die sich mit den Künstlern, ihren Kunstwerken und den Epochenstilen befaßt, steht noch immer eine Kunstgeschichte aus, die die Trias von Künstler, Kunstwerk, Betrachter in ihr Recht einsetzen würde.
Angesichts der weitgehend ungeklärten Bedeutung der ästhetischen Erfahrung im kunstwissenschaftlichen Bereich was merkwürdig mit der Tatsache kontrastiert, daß die ästhetische Erfahrung zu einem inflationär gebrauchten Begriff geworden ist, erscheint es mir angebracht, den Versuch zu unternehmen, die literaturwissenschaftliche Rezeptionsästhetik für den Bereich der Bildenden Kunst fruchtbar zu machen. Die literaturwissenschaftliche Rezeptionsästhetik hat deutlich gemacht, daß die Rezeption einen Akt der Konkretisation des Kunstwerks durch den Rezipienten zum ästhetischen Objektdarstellt. Erst in der Konkretisation des Kunstwerks zum ästhetischen Objekt durch den Rezipienten kann ästhetische Erfahrung entstehen. Diese Erkenntnis ist in erster Linie der phänomenologischen Ästhetik von Roman Ingarden und Mikel Dufrenne sowie der Konstanzer Schule von Wolfgang lser und Hans Robert Jauß sowie ihren Schülern und anderen (Hans Ulrich Gumbrecht, Karlheinz Stierte, Rudolf Grimminger und Günter Waldmann) zu danken. Darüber hinaus hat Roland Barthes auf eine im Kontext der ästhetischen Erfahrung wichtige Komponente aufmerksam gemacht: die Lustfunktion bei der Rezeption eines Kunstwerks.
Die vorliegende Untersuchung versteht sich als ein Anfang. Hiermit soll zunächst einmal die Ausgangsbasis, das Diskussionsniveau, die Basis erarbeitet werden, auf der für den Bereich der Bildenden Kunst eine Rezeptionsästhetik überhaupt erst entwickelt werden kann. So stellt die vorliegende Arbeit einen Baustein zu einem im Entstehen begriffenen umfassenderen Gebäude einer Rezeptionsästhetik der Bildenden Kunst dar, an der ich derzeit arbeite.
Meike Aissen-Crewett